Die Sache mit der Angst 

Keiner will sie haben, jeder möchte sie vermeiden und es gibt so viele Strategien, um sie zu unterdrücken.  Doch schauen wir uns die Angst einmal aus der Perspektive der Neurowissenschaft an, so stellen wir schnell fest, dass Angst gar nicht so schlimm, ja sogar wichtig und lebensnotwendig für uns sein kann. 

Warum Angst wichtig ist 

Unser Nervensystem ist immer darauf ausgelegt zu überleben. Also in den Zustand von Sicherheit zu gelangen und Gefahren zu vermeiden. Ist eine Gefahr im Anmarsch, reagiert das System sofort darauf. Das System schaltet auf den Stressmodus um. 

Es werden chemische Prozesse im Körper ausgelöst, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Durch die Beurteilung einer Situation über unsere Sinne (Hören, Riechen, Schmecken oder Spüren) wird unserem System mitgeteilt, ob es eine Gefahr im Außen gibt oder nicht. Diese Information gelangt dann über das Gehirn (Amygdala) in den Körper. Der Körper schaltet um auf den Überlebensmodus. 

Die Hormone Adrenalin und Noradrenalin werden freigesetzt. Der Körper geht in Anspannung und hat viel Energie, um auf die Gefahr zu reagieren. Er geht dann entweder in den Kampf- oder Fluchtmodus über. Die Energie wird dadurch wieder abgebaut.  Die Gefahr ist vorüber, der Körper wieder in Sicherheit und kann entspannen. 

Das hört sich alles sehr logisch und einfach an, oder? 

Psychologische Angst 

Doch hat es so weitreichende Konsequenzen auf unser Leben. Insbesondere dann, wenn wir dem Körper das Signal, Gefahr aussenden, obwohl gar keine Gefahr vorhanden ist. Der Körper geht auf Anspannung, will kämpfen oder flüchten. Doch da es keine reale Gefahr gibt, gibt es auch nichts zu tun. Der Körper denkt das aber. Das hat extreme Auswirkungen, denn die chemischen Prozesse finden trotzdem statt. Es werden Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt, können aber nicht abgebaut werden. Der Körper wird künstlich in den Stressmodus versetzt. Und so sind viele Menschen in einem Modus einer Daueranspannung. Der Körper ist ständig damit beschäftigt, auf die Gefahren zu reagieren. Wir sind unruhig, angespannt und haben einen hohen Puls. 

Die Umkehr 

Wir können anfangen, die Situationen neu zu bewerten. Also glaube nicht alles, was du so denkst, sondern schau einmal, ob die Situation eine Gefahr darstellt. Du kannst das überprüfen, indem du wahrnimmst, was gerade in deinem Kopf so los ist. Also welche Geschichten denkt der Verstand sich gerade so aus. 

Danach überprüfst du das mit deinen Sinnen. 

Das machst du, indem du dich in Ruhe hinsetzt. Achte für ein bis zwei Minuten auf deine Atmung. Lege deine Hand auf deinen Bauch und spüre, wie der Atem kommt und wieder geht. Ganz mühelos ohne Anstrengung. 

Danach schau mit deinen Augen: Siehst du jetzt eine Gefahr? Jetzt hier in diesem Moment? Sei ehrlich, auch wenn Gedanken dir Geschichten über eine mögliche Gefahr erzählen wollen. Was ist jetzt hier in diesem Moment. Siehst du eine Gefahr? 

Dann höre einmal, ob es da etwas zu hören gibt, was auf eine Gefahr hindeuten könnte. Höre genau hin.  Und schau wieder auf deine Gedanken und glaube ihnen nicht. Glaube nicht, was sie dir erzählen. 

Lausche, höre. Gibt es eine Gefahr. Atme, höre, spüre und sieh. Was ist aktuell, jetzt hier in diesem Moment vorhanden? Gefahr oder keine Gefahr. Sei ehrlich. 

Vielleicht findest du das komisch und auch nicht hilfreich. Meine Einladung an dich ist, diese Übung jeden Tag zu wiederholen. Immer wieder zu überprüfen: Gibt es jetzt eine Gefahr? Stellt diese Situation eine Gefahr für dich dar? 

Wenn du das über einen längeren Zeitraum machst, sendest du deinem Körper andere Signale aus. Der Körper bekommt die Information: Keine Gefahr, ich darf entspannen. Keine Anspannung, kein Adrenalin Ausstoß nötig. Alles OKAY. 

Versuche es und überprüfe die These. Du hast nichts zu verlieren 😊